Historisches

Die historischen Wikinger

Die Wikinger waren die größte Seemacht des frühen Mittelalters. Als Plünderer, Händler und Pioniere legten sie sich in die Riemen, wenn Profit lockte. Im dänischen Roskilde sind Archäologen den vergessenen Künsten ihrer Vorfahren auf der Spur.
Wer sich in Skandinavien aufs Pferd setzt, stößt schnell an nasse Grenzen. Fjorde, Flüsse und Seen zwingen zu stundenlangen Umwegen. Das Pferd der Wikinger war das Schiff. Mit ihm ließen sich Distanzen schrumpfen und Länder erreichen, von denen niemand zuvor je gehört hatte.
Vor den Nachbauten der Wikingerschiffe stehen Landratten und Seebären heute gleichermaßen beeindruckt. Kein Deckaufbau schützte vor Regen, Gischt und hohen Wellen. Da die Schiffe nur etwa einen Meter über die Dünung ragten, stand den Ruderern das Wasser ständig bis zum Hals. Für Gepäck oder Hygiene war an Bord kein Platz. Dennoch erreichten Drachenboote den Bosporus, die Balearen oder Neufundland und spieen Furcht erregende nordische Horden an Land. Das versunkene Wissen der Wikingeringenieure konnte bis heute nicht vollständig gehoben werden – so perfekt waren die Schiffe konstruiert.

Wikinger - Die großartigen Händler

Herkunft des Wortes:Von dem altnordischen Wort wik, das soviel wie „Bucht“ oder „Handelshafen“ bedeutet oder auch von dem altnordischen Begriff vikingr, der sich am treffendsten mit „Seeräuber“ übersetzen läßt.
Vom 8. bis ins 11. Jahrhundert hielten die Wikinger die Welt in Atem. Auf der Suche nach Land, Sklaven, Gold und Silber verließen sie als Krieger und Entdecker ihre Heimat. Von Norwegen, Schweden und Dänemark aus fielen sie über ganz Europa her. Wie aus dem Nichts tauchten ihre Drachenschiffe auf und ebenso schnell verschwanden sie wieder. Christliche Mönche beschrieben angsterfüllt die grausamen Übergriffe der Wikinger auf reiche Klöster und Städte. Aber die Wikinger waren mehr als nur „wilde Barbaren“ aus dem Norden. Sie waren kluge Händler, geschickte Seefahrer, ausgezeichnete Handwerker und Schiffsbauer.

Sie handelten Waren bis nach Bagdad und kamen auf ihrer Landsuche bis nach Amerika. Sie waren großartige Geschichtenerzähler. Ihre Gesellschaft war vergleichsweise offen und demokratisch.

Über dieses Volk

Im Gegensatz zu der Heute umlaufenden allgemeinen Vorstellung waren über 95% der Wikinger sesshaft, und nur sehr Wenige waren als Seeleute oder Handelsleute zu großen Seefahrten aufgebrochen. Im südlichen Dänemark bzw. im nördlichen Schleswig- Holstein lebten ein Paar Wikingerstämme in kleinen, weitauseinanderliegenden Dörfern. Die Wikinger wohnten mit ihren Familien oft in großen Gemeinschaftshäusern. Das Dorf bestand aus mehreren Einzelgehöften. Jeder der einzelnen Höfe stand auf einem eingezäunten Stück Land mit einem Haupthaupthaus in der Mitte. In einem Teil des Hauses lebten die Menschen im anderen befanden sich die Ställe für cirka 20 Stück Vieh.

Mythologie

Die Wikinger fühlten sich abhängig von der Gunst der Götter – ob auf der stürmischen und eisigen See, mit dem Pflug auf kargem Boden oder im Kampf um Land und Beute. Die skandinavischen Gottheiten bildeten zwei Gruppen: das Göttergeschlecht der Asen und die Wanen. In der Mythologie werden die Götter als zwei gegeneinander kämpfende Stämme dargestellt. Nach einer langen Zeit des Konflikts einigten sie sich und tauschten Geiseln aus. Zu den Asen gehören die berühmten nordischen Götter Odin und Thor. Die von den Menschen bewohnte Welt heißt midgard. Land, Wasser und Himmel hatten die Götter aus dem Leib eines getöteten Riesen geschaffen. Die Wikinger glaubten an eine beseelte Schöpfung und an eine Vielzahl von Naturgeistern. Diese versinnbildlichten die Naturkräfte, die als Ahnengeister verehrt oder gefürchtet wurden.

Die Drachenboote der Wikinger

Für ihre Raubzüge verwendeten sie bis zu 28 m lange, offene Boote, die über ein einziges viereckiges Rahsegel und 16 Ruderpaare verfügten. Diese auch Drachenschiffe genannten Langschiffe waren aus überlappenden Holzplanken aufgebaut und konnten, da Bug und Heck sich glichen, in beide Richtungen manövrieren. Die Knarr genannten Lastschiffe waren ähnlich gebaut, aber deutlich breiter. Für ihre Erkundungsfahrten über den Atlantik haben die Wikinger wahrscheinlich diese breiten Knarren mit ihrem großen Laderaum benutzt. Einige dieser Schiffe sind erhalten geblieben. Ein 500 Jahre älterer Vorläufer (noch ohne Kiel und Segel) steht im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Schleswig. Ein echtes Drachenschiff wurde 1881 in Gokstad bei Oslo ausgegraben. Das Gokstad-Schiff ist 23 m lang, seine größte Breite beträgt 5 m, der Tiefgang fast einen Meter. Die Besatzung bestand aus 40 Mann, voll besetzt ragte das Schiff etwa 90 cm aus dem Wasser. Vorder- und Achtersteven steigen in wunderbar geschwungenen Linien zu zwei Meter Höhe an. Das Schiff führt auf jeder Seite 16 Riemen, der Mast ist etwa 13 m hoch. Er ruht vor der Schiffsmitte in einem schweren, über dem Kiel liegenden Holzblock, dem „Mastfisch“. Das Segel ist nur in Resten erhalten; es bestand aus doppelt gewebtem groben Leinen und war durch ein aufgenähtes Netz verstärkt.
Der Schiffbau im Norden ist vermutlich ein zusätzliches wesentliches Element der taktischen Überlegenheit der Wikinger. Ein bekannter schwedischer Archäologe hat geschrieben, die Wikingerschiffe seien die einzigen wirklich seegängigen Landungsfahrzeuge, die je von Invasionstruppen verwendet worden seien. Selbst in dieser übertriebenen Formulierung steckt viel von dem Geheimnis der militärischen Überlegenheit der Wikinger. Zahlreiche uns vorliegende Berichte über Wikingerangriffe scheinen diese These zu untermauern. Das Überraschungsmoment spielte eine große Rolle. Ein rascher Angriff vom Meer her
­ mit Schiffen, die ohne Hafen auskamen und sich deshalb dort der Küste nähern konnten, wo man sie am wenigsten erwartete
­, und ein ebenso rascher Rückzug, bevor es zur Gegenoffensive kommen konnte; das war die Taktik.